Al Capone ist unfassbar!
Sie beginnen wenig spektakulär, die Geschichten derer, die eines Tages mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Wer sollte Böses ahnen, wenn ein Mann zum Händler geht, um einen nagelneuen, Golf mit 75 PS zu kaufen? Kriminelle Raserei hatte André gewiss nicht im Sinn, als er im Jahr 2000 einen Stapel Tausender auf den Tisch eines Autohauses blätterte.
Andrés Golf verfügt heute über ein Airride-X-Luftfahrwerk, dem vorn eine polierte Domstrebe nicht unter die Arme sondern zwischen die Federbeine greift. Gut so, denn für die oberen Aufnahmepunkte der Vorderachskonstruktion geht zweifelsohne eine gewisse Belastung von den Rädern aus. Hierbei handelt es sich um Phat Wheels in den Maßen 8 x 20, bereift in der Dimension 225/30. Die Adaption der Zentralverschluss-Speichenfelgen ist für eine – unter fahrwerkstechnischen Aspekten betrachtet – negative Einpresstiefenentwicklung verantwortlich, die sich optisch natürlich sehr positiv bemerkbar macht.
Die Radläufe mussten weit nach außen gezogen und mit Zinn wieder in Form gebracht werden. Damit hatte das letzte Stündchen der Werkslackierung geschlagen. Es kam nun nicht mehr darauf an, zudem die Griffe eines Audi A6 in die Türen zu schweißen, eine TT-Tankklappe zu implantieren, die Seitenblinker einzuebnen, alle Stoßleisten zu entfernen, die Stoßfänger zu glätten, das Heck zu cleanen und auch die Fahrzeugfront fachgerecht ihres Markenemblems zu berauben.
Was folgte, darf man nicht einfach „Lackierung“ nennen. Die Grenzen zwischen Kunst und Custom sind mittlerweile so fließend, wie die Farbe in Roland Horsts Spritzpistole. Der Crazy-Colours-Chef kümmerte sich persönlich um das neue Lackkleid des Golf. Es besteht aus Schwarz und Gold, abgesetzt mit Tribals und Pinstripes in Weinrot und Silber. Hinzu gesellten sich Capone-Motive an den Stoßfängern und eine Geige auf der Motorhaube in Airbrush-Technik sowie wahrhaft Hochkarätiges: Ein Notenschlüssel aus purem Blattgold!
Die vier Wände des Motorraums wurden selbstverständlich im Stil der Golf-Fassade „gestrichen“, und auch verschiedene Abdeckungen sowie Anbauteile bekamen etwas ab, vom „goldigen“ Capone-Look. Außerdem gab’s Original-VW-Xenon-Scheinwerfer und weiß-rote Inpro-Rückleuchten. Die Auspuffanlage von Jetex lässt Fehlzündungen klingen, wie Schüsse aus dem Geigenkasten. Zugegeben – im Werksmodus läuft das Triebwerk seit eh und je störungsfrei…
Es gibt auch auf keinem der fünf Monitore eine Bildstörung, wenn die DVD des Jerry-Cotton-Films, dessen Titel soeben zitiert wurde, im dafür vorgesehenen Schacht der JVC-Headunit rotiert. Das Gerät hat darüber hinaus einen USB-Eingang und gibt sowohl im MP3-Format gespeicherte Musikstücke als auch solche von konventionellen CDs wieder. Zu diesem Zweck sind auch eine Zwei- und eine Vierkanalendstufe Marke Kicker im Einsatz. Sie versorgen einerseits den Kicker-Subwoofer und andererseits zwei Helix-Lautsprechersysteme. Verfolger behält man im Capone-Golf übrigens mittels einer Rückfahrkamera im Blick, deren „Auge“ in der für den Heckwischer vorgesehenen Bohrung sitzt.
André ist aber keineswegs auf der Flucht vor irgendjemand. Es sind vor allem Blicke, die seinem edlen Fahrzeug folgen. Die genießen er und seine Mitreisenden auf vier Einzelsitzen, die Sattler Christian Gaber perfekt in Alcantara hüllte – darüber ein lederner Himmel mit Deckenmonitor, darunter ein Fußbodenbelag in Alcantara. Mit dem kostbaren Material wurden auch die selbstgefertigten, flachen Tür- und Seitenverkleidungen, die Armaturentafel und der Kofferraumausbau inklusive Geigenkasten bezogen.
Zwischen den hinteren Sitzen stehen eine Zockerkiste sowie eine kleine Bar mit Gläsern und einem Fläschchen Feuerwasser. Wer vorn links sitzt, darf daran nicht nippen! Dem Fahrer muss das berauschende Gefühl reichen, das sich beim Griff ins schmucke 32er Raid-Lenkrad und dem Tritt auf die sportlichen TT-Pedale einstellt. Gute Fahrt!
Details
(Halter- bzw. Herstellerangaben)
Basisfahrzeug: VW Golf
Erstzulassung: 2000
Motor: Serie
Leistung: 75 PS
Hubraum: 1,4 l
Motorextras: Verkleidungen und Anbauteile lackiert
Auspuffanlage: Jetex, Edelstahl
Fahrwerk: Airride X, polierte Domstrebe vorn
Felgen: Phat Wheels, 8 x 20, Zentralverschluss
Reifen: 225/30-20
Karosserie: Radläufe geweitet und gezinnt, Audi-A6-Türgriffe, Audi-TT-Tankklappe, Heck und Seiten clean, keine Markenembleme, glatte Stoßfänger
Lackierung: Crazy Colours
Innenraum: Ausstattung von Christian Gaber in Leder/Alcantara, vier Einzelsitze, modifizierte Tür- und Seitenverkleidungen, Zockerkiste mit Schnapsbar, Lederhimmel, Fußmatten in Alcantara, lederbezogene Armaturentafel
HiFi/Multimedia: Heckausbau von Renato Rivic, JVC-Headunit mit 4-Zoll-TFT-Bildschirm, USB-Anschluss, DVD, CD, MP3 usw., zwei 7-Zoll-Monitore in den Sitzlehnen, Deckenmonitor, Monitor im Geigenkasten im Heckausbau, Zweikanal-Kicker-Endstufe für den Kicker-Woofer, Vierkanal-Kicker-Endstufe für Helix-Lautsprechersysteme vorn und hinten.
Dank an: Jan Pieplow und Steffen Zweigele von „Black Forest Customs“